Der Status-Quo: wir stecken in der Hardware-definierten Welt fest
- Chris Seiler
- 27. Okt. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Okt. 2024
Gegenwärtig sehen wir in der deutschen Automobilindustrie Plattformentwicklungen auf der Ebene der elektronischen Steuergeräte und ihrer jeweiligen komponentenorientierten Peripherie (Sensorik, Aktorik), unterstützt durch den Einsatz von Off-The-Shelf PLM-Lösungen, welche die funktionsbasierte PLE-Methode (Product Line Engineering) realisieren. Dies ermöglicht ein Produktportfolio auf Basis einer kundenindividuellen Massenproduktion, die die Herstellung von Fahrzeugen mit einem hohen Individualisierungsgrad ermöglicht.
Allerdings stößt dieser Ansatz an seine methodischen Grenzen:
Es gibt keine klare Trennung von Anforderung und Realisierung.
Der fachliche Kontext von Varianzpunkten wird nicht direkt dokumentiert.
Die Semantik und der Kontext von Features werden nicht abgebildet.
Es fehlen konkrete Aussagen über einzelne Produktinstanzen.
Kein umfassendes und konsistentes Änderungs- und Konfigurationsmanagement möglich.
Durch die Dynamisierung des Marktumfeldes kommt der kundenzentrierten Softwareentwicklung eine zentrale Rolle zu. Diese tektonische Verschiebung lässt unter Beibehaltung der Strategie der kundenindividuellen Massenproduktion die Komplexität explodieren.

Wir müssen daher neue Wege gehen und konsequent datenzentrische Methoden, Prozesse und Werkzeuge in der SDV Entwicklung (Software Defined Vehicle) etablieren. So dürfen zentral relevante Informationen wie Anforderungen aus Regularien oder Architekturentscheidungen nur noch an einer Stelle im Unternehmen dokumentiert werden. Alle Bereiche, die auf diese Informationen angewiesen sind, können direkt darauf zugreifen. Man spricht hier auch von der „Single Source of Truth“ - also einer völlig unstrittigen, zentral gepflegten Quelle der Wahrheit. Auch diese Informationen müssen konsistent, semantisch korrekt und vollständig sein. Wo immer es sinnvoll ist, sollten Zusammenhänge in einer formalisierten Form und nicht nur in Form von Prosatext beschrieben werden. Die Tatsache, dass sich jede Information und jeder Aspekt entwickeln und verändern kann, muss berücksichtigt werden. Ein konsistentes Versions- und Konfigurationsmanagement ist daher ebenfalls unabdingbar.
Im nächsten Blogeintrag werden wir auf die Antwort auf diese Herausforderungen im Detail eingehen.
Comments